Tourismus darf unsere Stadt nicht zerstören


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Bürgermeister-Kandidatin Martina Berthold und Kurt Luger: Stadt muss für die Salzburgerinnen und Salzburger als Lebensraum erhalten bleiben. Salzburg braucht ein nachhaltiges Tourismus-Konzept, keine politischen Schnellschüsse.

Unsere Stadt beherbergt jedes Jahr Millionen ausländische Gäste. 2018 waren es 3,1 Mio. Nächtigungen. Dazu kommen noch jene Gäste, die Salzburg in 2-3 Stunden erfahren wollen. Sie werden im Eiltempo durch die Stadt getrieben und arbeiten die Hotspots ab. Die einen sprechen von 6 Millionen pro Jahr, die anderen von 9 Millionen. Genaue Daten fehlen – wie generell im Salzburger Tourismus.

Der Tourismus ist eines unserer wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine, sichert unzählige Arbeitsplätze und garantiert unserer Stadt hohe Einnahmen. Und dennoch bringt er unsere Stadt an ihre Grenzen. Die Infrastruktur, das Verkehrssystem und vor allem die Akzeptanz der Salzburgerinnen und Salzburger sind schon stark belastet - zu stark belastet.

Dr. Kurt Luger ist ausgewiesener Tourismus-Experte und Professor für Kulturwissenschaften: „Der Tourismus, der jetzt schon Milliarden Menschen bewegt, wird in den nächsten Jahren noch einmal um ca. 50 Prozent wachsen. Alle Studien zeigen uns das. Rechnen wir das um auf den Städtetourismus, der in den letzten Jahren explosionsartig gewachsen ist, dann müssen wir uns auch in Salzburg mit Maßnahmen auseinandersetzen, die Bestand haben. Und das heißt auch: Regulierungen.“ In den letzten Jahren habe man den Markt wachsen lassen, ohne regulierend einzugreifen. Schon vor 15-20 Jahren wurden erste Zweifel an der Tragfähigkeit laut. Diese sei – zumindest in manchen Monaten – bereits überschritten. „Das erleben wir jetzt in Stoßzeiten mit 60.000 BesucherInnen pro Tag in der Innenstadt, eine große Herausforderung für alle die hier leben und arbeiten!

Der Experte stellt aber auch klar: „Wir haben gar nicht die ausreichenden Daten, um jetzt Maßnahmen mit langfristigem Bestand setzen zu können. Die letzte Studie ist bestimmt 15 Jahre her – und wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit der Städtetourismus geradezu explodiert ist, kann man sich vorstellen, dass die damals geschätzten 6 Millionen Gäste längst keinen Bestand haben. Wir würden jetzt unsere Argumente auf Treibsand aufbauen, wenn wir sagen, es sind zehn-, zwanzig- oder dreißigtausend Busse zu viel.

Viele Vorschläge wurden gemacht in den letzten Tagen. „Die meisten davon kurzfristig und reaktiv. Unser Ziel ist eine lebendige Innenstadt, die Lebensraum für die Bevölkerung sein muss. An unseriösen Zahlenspielen werden wir uns aber nicht beteiligen“. Verantwortlich für die aktuelle Misere ist Bürgermeister Harald Preuner, der seit 15 Jahren für den Tourismus in der Stadt zuständig ist. „Verbote und Beschränkungen sind immer nur dann notwendig, wenn die politische Weitsicht über lange Strecken fehlt. Salzburgs aktueller Bürgermeister Preuner galt bislang nie als großer politischer Gestalter sondern als braver Verwalter. Die Hilflosigkeit im Umgang mit Gebühren und Verboten zeigt aber, dass sich die Salzburgerinnen nicht einmal darauf verlassen können“, so Markus-Grüner Musil, Gemeinderats-Kandidat der Bürgerliste/DIE GRÜNEN.

Salzburg braucht jetzt Nachhaltige Lösungen - und so gehen wir’s an:

Als mittelfristige Maßnahme muss ein innovatives und zukunftsorientiertes Tourismuskonzept erarbeitet werden. Dabei sind unbedingt alle wesentlichen Interessensgruppen einzubeziehen: Hoteliers, Anbieter im Kongresstourismus, Fachleute aus der Verkehrs- sowie Stadtplanung und vor allem die Salzburgerinnen und Salzburger.

Gleichzeitig muss auch auf die Nachhaltigkeit im Tourismus geachtet werden. Diese beginnt beim Bauen mit nachhaltigen Baustoffen, dem Einsatz von regionalen Lebensmitteln und guten öffentlichen Verkehrsangeboten für TouristInnen. Wir wollen keine Bettenburgen und Hotelketten mit austauschbaren Angeboten. Wir machen uns für die Förderungen von energieeffizienten und energieautarken Unternehmen stark.

Kurzfristig fordern wir vier Maßnahmen:
- Busterminal in der Paris-Lodron-Straße auflösen. „Dieser Busterminal ist nicht geeignet, diese vielen BesucherInnen aufzunehmen, die Infrastruktur vor Ort ist ungenügend, die Belastung für die AnrainerInnen unzumutbar“, sind sich Dr. Kurt Luger und Marina Berthold einig.
- Busterminal Nonntal erhalten, aber Kapazitäten beschränken.
- An den Stadträndern (Nord, Süd und Messe) Busterminals mit guter öffentlicher Verkehrsanbindung in die Innenstadt einrichten. „Da ist auch unser Verkehrs-Anbieter, die Salzburg-AG, gefordert, hier für gute und funktionierende Takte sowie saubere Mobilität zu sorgen“, so Berthold.
- Busgebühren angemessen erhöhen

Zur Frage, wie diese Maßnahmen finanziert werden können, stellt die Bürgermeister-Kandidatin der Bürgerliste/DIE GRÜNEN klar: „Die Parkgaragengesellschaft erwirtschaftet jährlich 1,2 Mio. Euro, die wir für P+R-Plätze am Stadtrand und bessere Öffis investieren müssen.“

Vor mehr als 40 Jahren war es die Bürgerliste, die mit dem Altstadterhaltungsgesetz II und gegen den Widerstand der ÖVP, dafür gesorgt hat, dass die historische Altstadt erhalten bleibt. Wir werden auch ein zweites Mal dafür kämpfen, dass die Menschen in Salzburg ihre Altstadt nicht verlieren.


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